Reclaiming Our Stories

Wie zeichnet man ein Vorurteil so, dass es andere erkennen – ohne dabei einfach nur ein Vorurteil zu reproduzieren?

Reclaiming our Stories lautet der Titel eines Empowerment Projektes, bei dem Menschen mit unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen dabei unterstützt werden sollen, ihre eigene Story zu erzählen.

In ihrem TED Talk „The Danger of a Single Story“ referiert die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Adichie über die Gefahren und Begrenzungen, die von Schubladendenken und eindimensionalen Bildern von Menschen ausgehen. In diesem Projekt versuchen wir, einen Beitrag dazu zu leisten, diese „Single Stories“ zu überwinden. Dazu beschäftigen wir uns intensiv mit Gewaltfreier Kommunikation, kreativem Schreiben, biographischem Theater, Theater der Unterdrückten und weiteren Empowerment-Werkzeugen.

Reclaiming our Stories steht prinzipiell allen Menschen offen, richtet sich aber insbesondere an Menschen mit struktureller Diskriminierungserfahrung, z.B. Rassismus-, Sexismus-, Klassismus und Altersdiskriminierungserfahrungen.

Das Projekt besteht aus mehreren Projekt-Blöcken und insgesamt 20 Workshop-Tagen. Die Leitung hat Ari Nadkarni (Theaterpädagoge und Trainer für Gewaltfreie Kommunikation), mit dem ich bereits lange im Rahmen des Projekts Drachentheater kooperiere.

Reclaiming Our Stories – ein Projekt von Simon Sleegers
Gewaltfreie Kommunikation

Suche nach einer respektvollen Ausdruckform

Da wir beim Drachtheater oft in einem Comic-Stil arbeiten, stand auch am Anfang dieses Projektes die Idee im Raum, mit comichaften Darstellungen zu arbeiten. Zuerst überlegten wir, eine Art Demonstrationszug abzubilden, in dem unterschiedliche Menschen dafür eintreten, die Deutungshoheit über ihre eigene Geschichte zurückzugewinnen. Unterschiedliche Diskriminierungsformen sollten durch das Aussehen der Teilnehmenden dargestellt werden.

Je mehr wir darüber nachdachten, wurde aber klar, dass es sehr schwierig ist, eine respektvolle Darstellung eines Klischees anzufertigen – denn wenn man etwas zeichnen möchte, dass als solches erkannt wird, muss man diese Zeichnung zumindest teilweise an die Vorurteile in unseren Köpfen anknüpfen.

  • Wie zeichnet man eine nicht-weiße Person so, dass sie als solche gelesen werden kann?
  • Wie sieht das bei Personen aus, die von Klassismus betroffen sind?
  • Welche Vorurteile muss man bedienen, um an die Bilder im Kopf der Betrachter anzuknüpfen?
  • Und welcher Unterschied bleibt dann zu einer diskriminierenden Darstellung?
Reclaiming Our Stories – ein Projekt von Simon Sleegers
Kreatives Schreiben und Biographisches Theater

Uns wurde klar, dass wir abstrakter denken müssen. Auch entschieden wir uns gegen die Abbildung konkreter politischer Symbole (z.B. Black Lifes Matter etc.), da solche eine Aufzählung niemals vollständig sein würde und wir somit wiederum Leute ausschließen könnten. Im Hinblick auf das im Text genannte Schubladendenken und in Anlehnung an Demonstrationen und Transparenten entstand das Titelbild. Um dem kämpferischen Ausdruck einen angeregten und kreativen Unterton zu verleihen, entschieden wir uns für eine bunte Farbgebung. Im weiteren haben wir uns auf die Darstellung der Methoden des Workshops konzentriert: Gewaltfreie Kommunikation, Kreatives Schreiben und Biographisches Theater, sowie das Theater der Unterdrückten.

Reclaiming Our Stories – ein Projekt von Simon Sleegers
Theater der Unterdrückten