Bunter Block

Was machen eigentlich die Leute, die (noch) kein Hobby haben, das sie zum Beruf machen können?

Bunter Block – ein soziales Gestaltungsprojekt von Simon Sleegers

Vier Jahre lang verbrachte ich die Hälfte meiner Arbeitswoche als Miteinander Gestalter in Tenever, einem lebendigen und kulturell bunt gemischten Viertel im Bremer Osten.

Den Rahmen hierfür bietet der „Bunte Block“, ein Gestaltungsprojekt, das im Sozialen angesiedelt ist, wodurch der gemeinsame Prozess im Vordergrund steht und das Ergebnis zum Nebenprodukt wird. Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 27 Jahren, die zwischen Schule und Ausbildung stehen und sich noch nicht darüber im Klaren sind, was ihre Potentiale sind und in welchem Berufsfeld sie diesen Ausdruck verleihen können. Durchgeführt wird das Projekt in Kooperation mit St. Petri Kinder- und Jugendhilfe gGmbH.

Im Rahmen des Projekts suchen wir Antworten auf die Fragen:
  • Was interessiert mich?
  • Was sind meine Qualitäten?
  • Und wie helfen mir diese Interessen und Qualitäten bei meinem beruflichen Werdegang?

Phase 1: Vom Desinteresse zum Interesse
Instagram: Digitale Präsenz und Teilnahme am digitalen Diskurs

Wir erfahren und definieren uns in Abgrenzung zu unserer Umwelt. Dabei haben wir die Wahl ob wir uns positiv oder negativ abgrenzen. Wir können uns darauf konzentrieren was uns gefällt, oder darauf was uns nicht gefällt und natürlich ist es viel einfacher, sicherer und bequemer „blöde“ Dinge kaputt zu machen, als „gute“ Dinge aufzubauen. Dies führt dazu, dass manche Menschen sich vor allem darauf konzentrieren, was ihnen nicht gefällt und dabei vergessen was sie sich eigentlich für ihr Leben wünschen.
Wer zum Akteur des eigenen Lebens werden möchte, muss diese passive Haltung überwinden. Nur wer zu seinen Träumen steht, kann sie aus verwirklichen. Aus diesem Grund setzt die Phase 1 des Projekts ganz niederschwellig an: einen sicheren Raum schaffen, in dem Unterschiedlichkeit und Individualität gefördert wird – Neues ausprobieren – voneinander lernen und Interessengebiete ausweiten – kleine Wünsche umsetzen – etwas für die Gemeinschaft tun und hierfür Anerkennung bekommen – den Glauben an sich selbst stärken

Kochschule: Bevor ich entdecken kann, worin ich gut bin, muss ich zunächst ein Interesse entwickeln und mich trauen für dieses einzustehen.

Phase 2: Von alltäglichen Tätigkeiten zu individuellen Qualität

Herauszufinden, wo die eigenen Qualitäten liegen, ist gar nicht so einfach. Denn wenn uns etwas leicht fällt, gehen wir erstmal davon aus, dass es daran liegt, dass es auch wirklich leicht ist – und somit nichts besonderes. „Mit einer Nähmaschine umgehen kann bestimmt jeder.“, denken wir dann. „Das ist wie Schuhe zubinden“. Oder: „Ich habe gar keine richtigen Hobbys und treffe mich immer nur mit Freunden.“
Erst im Austausch mit anderen werden aus unseren alltäglichen Tätigkeiten, individuelle Qualitäten. Aus diesem Grund schaffen wir in Phase 2 des Projekts Räume, in denen unterschiedliche Personen ein gemeinsames Ziel verfolgen, Miteinander Gestalten, voneinander lernen, und sich selbst im Gegenüber erkennen können. So wird aus dem Nähmaschinen-Interessierten ein Raumausstatter und aus der Person ohne Hobbys eine aufmerksame Gruppenleiterin, die durch ihr gemeinsames Schaffen einen Mehrwert für die Gemeinschaft schaffen.

Projektgruppe „Bunter Block“: Beim gemeinsamen Schaffen, entstehen Denkanstöße und Aha-Momente. Die eigene Leistung und die Wertschätzung anderer führt zu Selbst-Wirksamkeit, Selbst-Wert und Selbst-Bewusstsein.

Phase 3: Von Individuellen Qualitäten zum beruflichen Werdegang
Anspielung auf das Lied »Hobby Hobby« von MERO

In der Dritten Phase des Projekts geht es darum, die individuellen Qualitäten in eine Form zu bringen, die auf den Arbeitsmarkt anschlussfähig und verständlich ist. Hierbei unterstützen mich meine Kolleg*innen, die gemeinsam mit den selbst-bewussten Jugendlichen passende Ausbildungswege finden und die perfekte Bewerbung schreiben.
Gemeinsam führen wir das #pickup_cafe, wo wir bei Çay und Sandwichtoast mit Jugendlichen ins Gespräch kommen, bei Alltagsproblemen zur Seite stehen, Beratungstermine zu vereinbaren und bei Bedarf an andere Stellen vermitteln. Außerdem organisieren wir einen jährlichen Bewerbertag für den im letzten Jahr die Broschüre zur Perfekten Bewerbung entstanden ist.

 


 

Das Programm „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

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