1 Jahr Zukunft

Was ist heute anders als vor 30 Jahren? Wie können wir den Generationenwechsel in einem Herzensprojekt anstoßen, unterstützen und begleiten?

Der Bauernladen im Bremer Viertel steht seit über 30 Jahren für Genuss und Gemeinschaft. Die Produkte sind bio, fair, regional und preis-wert. Und der Laden selbst ist ein genossenschaftlich organisierter Mitgliederladen, der allen gehört, die dort einkaufen und/oder mitarbeiten – also auch mir.

Über die Jahre ist der Laden vielen ans Herz gewachsen und auch heute noch sieht man hinter dem Tresen oder in der Ladengruppe viele Gesichter, die schon 1988 bei der Gründung dabei waren. Das Problem ist allerdings, dass die jungen Gesichter oft fehlen: der nötige Generationenwechsel will sich nicht so recht einstellen. Und die Personen, die den Laden lange getragen haben, gehen nach und nach in den Bauernladen-Ruhestand.

Was ist heute anders, als vor 30 Jahren?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich mit ein paar anderen die Zukunftsgruppe gegründet. Wir haben eine Umfrage durchgeführt und auf Basis der gewonnen Erkenntnisse zielgerichtete Medien entwickelt.


Lasst uns gemeinsam auf 1 Jahr Zukunft zurückblicken:

1. Ein Meinungsbild erheben

Unsere erste Aktion war eine Umfrage, die wir im Laden auslegten. Ziel war es, mehr über die Sichtweisen unserer Mitglieder zu lernen und sie zugleich darüber zu informieren, dass ein Erneuerungsprozess begonnen hat.

  • Im Rahmen der Umfrage wollten zunächst einmal erheben, warum der Laden den Mitgliedern am Herzen liegt. Stehen die Produkte im Vordergrund, oder eher die Gemeinschaft?
  • Da uns zunehmend helfende Hände fehlten, haben wir uns gefragt, ob wir versuchen sollten mehr ehrenamtliche Mitarbeit zu fördern – oder ob wir die Preise anheben und Mitarbeit besser bezahlen sollten.
  • Da der Laden allen Einkaufenden gehört, ist er nicht darauf ausgelegt viel Gewinn abzuwerfen. In diesem Sinne sind alle Preis möglichst knapp kalkuliert. Wir haben uns gefragt, ob das unsere Einkaufenden eigentlich wissen, oder ob wir besser über die Preise informieren sollten.
  • Auch haben wir uns gefragt, inwiefern die Öffnungszeiten zu den Lebensumständen unserer Mitglieder passen.
    Zu guter Letzt kam noch ein Statistik-Block mithilfe dessen wir später ermitteln konnten, welche Gruppe sich wie äußert.
Die Teilnehmenden der Umfrage stellen einen guten Querschnitt der Mitglieder dar.

 


2. Sonder „bla“

Der Bauernladenanzeiger „bla“ ist das offizielle Medium des Bauernladens. In den mehrmals erscheinenden Heft gibt es aktuelle Informationen über den Laden, Portraits von Höfen, von denen wir unsere Produkte beziehen, Meinungen zu kontroversen Themen und immer auch ein leckeres, saisonales Rezept.
In dem Sonder bla zum Zukunftsprozess informierten wir unsere Mitglieder darüber, dass es auf vielen Ebenen eine Erneuerung braucht, wenn wir unseren Laden enkeltauglich machen wollen. Für viele, die nur zum Einkaufen in den Laden kommen, war dies ein wichtiger Einblick hinter die Kulissen.

 


Wie können wir mehr helfende Hände gewinnen?

Ein wichtiges Anliegen der Zukunftsgruppe war, die Arbeit im Laden auf mehr Schultern zu verteilen. Aus der Umfrage hatten wir hierzu gelernt, dass unsere Mitglieder generell Bereit wären 1x im Monat mitzuarbeiten, es ihnen aber nicht besonders am Herzen läge dies zu tun. Es stellte sich also die Frage, ob wir die Bereitschaft zur Mitarbeit durch eine Satzungsänderung erzwingen oder durch Informationen gewinnen wollten.

Wir entschieden uns dazu, zu informieren und entwickelten ein Mitmach-Heft, in dem alles steht, was man über den Bauernladen wissen muss:

  • Wie organisieren wir uns?
  • Warum funktioniert es nur wenn alle mitmachen?
  • Welche kleinen Aufgaben fallen regelmäßig an? Und wie kannst du dich einbringen?


Wie können wir mehr Umsatz generieren?

Durch die Umfrage hatten wir außerdem gelernt, dass die Öffnungszeiten vor allem den Personen ü60 gut passen, während jüngere Personen dies eher durchwachsen beantwortet haben. Dies könnte einerseits daran liegen, dass die Öffnungszeiten mit den Arbeitszeiten kollidieren – oder daran, dass die ältere Generation ihren Alltag schon seit langem um die Öffnungszeiten herum strukturiert.
Da die Öffnungszeiten aus vielen Gründen gut zu den Abläufen des Ladens (z.B. Lieferungen) passen, entschieden wir uns auch in diesem Punkt auf Information zu setzen:
Wir gestalteten eine ansprechende Öffnungszeiten Karte, die unsere Mitglieder dabei helfen soll, seltener vor verschlossenen Türen zu stehen. Ich z.B. vergesse oft, das Mittwoch vormittags geschlossen ist, oder dass der Laden am Donnerstag bereits um 9 Uhr öffnet.


Wie kann der Laden sichtbarer werden?

Bei der Gestaltung der Medien fiel auf, dass der Bauernladen vor allem als Ort wirkt. Das Schild des Ladens untermalt die Schönheit des Ortes, wirkt aber für sich genommen nicht wie ein starkes Zeichen.


Auf der Webseite und anderen Medien steht bisher meist die EVG im Vordergrund. Hierbei handelt es sich um die Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft welche den Bauernladen im Viertel betreibt.


Als die EVG gegründet wurde, hatten ihre Mitglieder das Ziel Bio-Erzeuger und Bio-Verbaucher durch Bauchläden zu verbinden. Es wurden Läden in mehreren Stadtteilen gegründet, von denen sich die meisten nicht lange halten konnten. Seit langem ist die Bremer EVG also im Grunde der Bauernladen am Paulskloster im Viertel.
Während als früher die Genossenschaft im Vordergrund stand, steht heute die Mitgliedschaft im genossenschaftlich organisierten Bauernladen im Vordergrund. Das Produkt ist nicht mehr die EVG, sondern der Bauernladen. Aus diesem Grund sollte in Zukunft die mediale Kommunikation mehr auf den Laden abziehlen und hierfür braucht es ein starkes Zeichen, das auch losgelöst vom Bauernladen funktioniert.


Das war der Rückblick auf 1 Jahr Zukunft!